Standort: Tägerwilen, Schweiz
Biomasse: (80%) Grünabfälle, (20%) Hofdünger u.a.
Menge: ≤ 14.000 t/a
Biogas: 970,000 Nm3/a
Leistung: Ø 940 kg Biomethan pro Tag
0 Haushalte
Gasversorgung
0 t/a
CO2 Kompensation

BIOGASANLAGE & KOMPOSTIERUNG
Tägerwilen, Schweiz

Im Kanton Thurgau werden jährlich etwa 49.000 t Grüngut zu Sammelplätzen angeliefert. Diese geben die Abfälle an einen der knapp 40 Verarbeitungsbetriebe, meist Feldrandkompostieranlagen. Nur etwa ein Fünftel der Betriebe sind Biogasanlagen, welche das Grüngut energetisch verwerten könnten, jedoch vom Anlagentyp her nicht geeignet sind. Entsprechend dem Biomassekonzept des Kantons Thurgau von 2014, soll vermehrt Biomasse für die Vergärung in Biogasanlagen verfügbar gemacht und lokal zur Energienutzung verwertet werden.

In der Grüngut-Vergärungsanlage in Tägerwilen, direkt neben dem Kompostierplatz, wird das angelieferte Grüngut zuerst energetisch und danach stofflich verwertet. Das produzierte Biomethan wird in das Erdgasnetz Kreuzlingens eingespeist.

Mit dem Bau der Biogasanlage in Tägerwilen ist ein absolutes Novum und Leuchtturmprojekt im Thurgau entstanden. So werden hier erstmals sowohl Grüngut aus der kommunalen Sammlung, Landschaftspflegematerial, Gartenabfälle, Rüstabfälle, sowie Abfälle aus Landwirtschaft und Tierzucht nach dem kantonalen Biomassekonzept verwertet. Die bestehende Kompostieranlage wurde in das Anlagekonzept integriert. Das benötigte Grüngut wird mit kurzen Wegen direkt aus Kreuzlingen, Tägerwilen, Bottighofen und näherer Umgebung angeliefert und verarbeitet. Und ganz nebenbei eröffnen sich interessante Möglichkeiten zur Herstellung von bodenverbesserndem, humusbildendem Kompost für den Hobby- und Landschaftsgärtner.

Mit der neuen Biogasanlage zur Feststoffvergärung in Tägerwilen wird Biogas, produziert aus lokalem Grüngut, in das Gasnetz der Technischen Betriebe Kreuzlingen eingespeist – zudem schreibt die neuartige Anlage Thurgauer Biogasgeschichte! So ist sie die erste ihrer Art im Thurgau, die sowohl Grüngut als auch biogene Reststoffe inklusive strohhaltiger Abfälle nach dem kantonalen Biomassenkonzept verwertet – und über eine integrierte Kompostieranlage verfügt.

Verfahren der Trockenvergärung

Um in Tägerwilen Biogas zu gewinnen, wird die Trockenvergärung eingesetzt.

Ein Radlader stapelt das Substrat in den nächsten freien Garagenfermenter. Dieser wird durch ein Tor mit aufblasbarer Dichtung gasdicht verschlossen. Anschliessend wird die Prozessflüssigkeit Perkolat in den Kreislauf geführt, die Biomasse beregnet und somit der Abbauprozess der stapelbaren Biomasse in den Fermenterboxen zu Biogas gestartet und aufrechterhalten. Dieser Perkolatkreislauf sorgt dafür, dass relevante Mikroorganismen, Feuchtigkeit, Wärme und essenzielle Nährstoffe gleichmässig im Biomassehaufen verteilt werden. Das organische Material wird während der gesamten Verweilzeit von 21 Tagen nicht bewegt. Deshalb benötigt die Feststoffvergärung keine aufwändige und anfällige Pump- und Rührtechnik. Pro Woche werden ein bis zwei Fermenterwechsel, bestehend aus Entleerung und Neubefüllung, durchgeführt. Durch ein versetztes Befüllen der Fermenterboxen kann so eine weitgehend konstante Gasproduktion sichergestellt werden. Eine Vorbehandlung, wie z.B. Zerkleinerung der Substrate, ist in der Regel nicht notwendig.

Das gewonnene Biogas wird in einem Gasspeicher zwischengespeichert. Das Roh-Biogas wird in einer Biogas-Aufbereitungsanlage zu Biomethan in Erdgas-Qualität (>96 % Methan) aufbereitet und wird abschliessend direkt ins Gasleitungsnetz der Technischen Betriebe Kreuzlingen (TBK) eingespeist. Auf diesem Weg kann Biogas allen TBK Kunden zur Verfügung gestellt werden, die auch Erdgas nutzen. Seit Januar 2020 enthält das TBK Gas in der Grundversorgung bereits einen festen Biogasanteil von 10%. Das heisst, der Gasverbrauch ist bereits zu 10% erneuerbar. Künftig können Abnehmer und Kunden den Biogasanteil individuell anpassen, pro Gasanschluss auf 20%, 40% oder 100%.